Die erste Ferienwoche der Sommerferien reisten einige Wassersportlerinnen und -sportler des TV Vennikels traditionell für eine Tour nach Friesland. Erstmals wurde das Basislager von Heeg nach Oudega verlegt. Hier entstand über die ganze Woche ein Camp. Ausgestattet mit verschiedenen Segelbooten, Kajaks und SUPs waren die Vennikler Sportler frei in Ihrer Entscheidung, wie Sie die Tage verbringen wollten. Die Familie Schäfer, bestehend aus Karina, Thorsten, Bennet, Carla und Bootshund Ella entschieden sich mit ihrem Kajütboot „B-Blue“ für eine Rundreise mit Start und Ziel in Oudega. Karina berichtet von Ihren Erlebnissen:
Sturmeskapaden & Segler in Not
Am Samstag, den 6. Juli, trafen wir gemeinsam bei stürmischem und regnerischem Wetter in Oudega ein, gemeinsam mit den anderen Sportlern, die nach und nach eintrudelten. Die Slipanlage in Oudega ist leider für Kielboote wie der „B-Blue“ ungeeignet, sodass wir zum Einwassern zur gegenüberliegenden Werft zum Kranen ausweichen mussten. Da wir bei Starkwind mit Böen bis 75 km/h, also Windstärke 9, nicht auf das Wasser gehen wollten, setzten wir uns ans stattdessen ans Ufer und beobachteten die Wellen. Hier beobachteten wir tatsächlich ungläubig drei risikofreudige niederländische Segler, die eine Valk startklar machten. Wir konnten kaum glauben, dass sie bei dem Wetter tatsächlich rausfahren wollten, aber einige Minuten später stachen sie tatsächlich „in See“.
Es brauchte nur wenige Momente des Sturmwindes mitsamt dem hohen, schaumkronenbedeckten Wellen um die sonst sehr kippstabile Valk aus dem Gleichgewicht zu bringen: Gekentert schwammen die drei Kamikaze- Segler um ihre kielaufwärts schwimmende Valk. Sicherheitshalber verständigten wir den Rettungsdienst, und zwei Boote vom ansässigen Bootsverleih eilten den Wagemutigen zur Hilfe. Glücklicherweise konnten alle drei Segler sicher, unversehrt und immer noch bei guter Stimmung an Land gebracht werden. Glück im Unglück!
Nach einem gemeinsamen Abendessen sahen wir mit vielen Niederländerinnen und Niederländern das EM-Fußballspiel Niederlande gegen die Türkei und feierten deren Einzug ins Halbfinale.
Der Aufbruch & das unverhoffte Angebot
Am Sonntag starteten wir – Karina, Thorsten, Bennet, Carla und Bootshund Ella – unsere Wandersegeltour. Unser erstes Ziel war Workum am IJsselmeer, dass wir bei gutem Wind schnell erreichten. Der kleine Stadthafen ist sehr beschaulich, und auch Workum selbst ist äußerst sehenswert.
Unser nächstes Ziel war Bolsward, das wir über Makkum bei bestem Wetter erreichen wollten. Aufgrund des schönen Wetters und der ruhigen See entschieden wir uns, über das IJsselmeer nach Makkum zu segeln. Die Fahrt verlief ruhig und angenehm, und nach etwa drei Stunden erreichten wir Makkum. Im Hafen sahen wir eine „Zwarte Valk“, ein wunderschön restauriertes Plattbodenschiff aus dem Jahr 1889, einlaufen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Kapitän bot er uns an, das neue Segel auf dem IJsselmeer auszuprobieren. Bennet und Thorsten ergriffen diese einmalige Chance sofort, während Carla und ich mit Ella in Makkum blieben.
Das Auslaufen mit dem 27-Meter-Boot gelang dank der Erfahrung des Skippers perfekt, und schon bald wurden die brandneuen Segel gesetzt. Die Technik auf dem Schiff erforderte viel Handarbeit, und die Segel funktionierten zur Freude der Mannschaft hervorragend, schließlich hatte der Skipper darin den Wert eines Kleinwagens investiert. Nach zwei Wenden, für die man jeweils ca. 10 Minuten braucht, ging es nach 1 1/2 Stunden wieder in den Makkumer Hafen. Vorher wurden die schweren Segel mit viel Muskelkraft auf den Baum gebunden. Das Anlegen des langen Plattbodenschiffes ohne Bugstahlruder gelang durch Eindampfen im die Vorspring.Nach etwa eineinhalb Stunden kehrten die beiden in den Makkumer Hafen zurück, Bennet erhielt sogleich ein Jobangebot als Matrose für die nächste Saison. Was für ein herrlicher Tag!
Dieses tolle Erlebnis brachte unseren Zeitplan ein wenig durcheinander, daher fuhren wir schnell weiter in das schöne Bolsward, um dort zu übernachten.
Enge Passagen & tolle Ausblicke
Am Dienstag setzten wir unsere Reise nach Franeker fort. Hierfür mussten wir den Mast legen, da die Strecke nur für Boote bis 2,50 Meter Höhe freigegeben ist. Obwohl wir den ganzen Tag nur mithilfe des Motors vorankamen, wurden wir durch die wunderschöne Natur, die niedlichen kleinen Häuser und die freundlich winkenden Einheimischen entschädigt. Das Schwert mussten wir komplett einziehen, weil die Wassertiefe dort nur einen Meter beträgt. Ein umgefallender Baum hätte uns fast am Weiterfahren gehindert, aber wir konnten uns noch drum herum mogeln. Eine kleine Abenteuertour, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
In Franeker angekommen, erwartete uns ein kleiner, gepflegter Hafen. Der Hafenmeister und seine Frau waren sehr freundlich, und der Hafen war mit einem Spielplatz und kostenlosen Leihfahrrädern ausgestattet. Aufgrund des angekündigten schlechten Wetters blieben wir über Nacht in Franeker.
Am nächsten Tag starteten wir bei zunächst gutem Wetter nach Leeuwarden. Die Fahrt war zunächst eher monoton, da sie lange über den Vanharinxmakanaal führte, der landschaftlich nicht viel zu bieten hat. In Leeuwarden fuhren wir über die historische Westerstadsgracht und legten schließlich in Lekkum an. Lekkum erwies sich jedoch als kleines Dorf ohne den erhofften Kaffee, sodass wir nach Leeuwarden zurückkehrten und im Prinsentuin Haven übernachteten. Die Innenstadt von Leeuwarden ist groß, hübsch und lohnte einen Besuch. Wir genossen noch ein wenig die gute Stimmung der niederländischen Fußballfans, die mit ihrer Mannschaft mitfieberten im Halbfinalspieliel gegen England.
Bevor wir am nächsten Tag unser Ziel Grou ansteuern konnten, mussten wir erneut den Mast legen, da die Brücken des Hauptkanals bis zum Abend gesperrt waren. Danach ging es auf der stehenden Mastroute unter Segel nach Grou, wo wir an dem wunderschönen „Het Theehuis“ festgemacht haben und mit Blick auf unser Segelboot einen Kaffee in der Sonne genossen.
Hilfe in der Not & das Ende einer tollen Reise
Unser nächstes Ziel war Sneek, in dessen Hafen wir übernachten wollten. Kurz nach Durchfahrt der „Brug Aldskou“ fing plötzlich unser Außenborder an zu stottern bis er schließlich komplett seinen Dienst versagte. Mit letztem Schwung konnten wir so gerade das Ufer erreichen und festmachen. Wir versuchten, den Motor wieder in Schwung zu bringen, mussten jedoch nach einer dreiviertel Stunde aufgeben. Die geöffnete Brücke ließ gerade weitere Boote durch und wir baten die Segler einer großen Bavaria 32 um Hilfe. Das erfahrene Seglerehepaar Kristina und Thorsten boten sofort an, uns zum 20km entfernten Passantenhaven in Heek abzuschleppen. Das Angebot nahmen wir gerne an, unser Boot wurde an ihrer Steuerbootseite festgemacht und es ging mit Rumpfgeschwindigkeit nach Heeg.
Unsere beiden Helfer freuten sich im Hafen über unser „All-you-can-drink“ Angebot aus unserem Weinfass und wir ließen den Abend gemeinsam ausklingen. Wir waren zum ersten Mal im Passantenhafen von Heeg und waren angenehm überrascht. Er liegt direkt an der Innenstadt, man ist schnell im Heeger Meer und der Hafen ist sehr gepflegt und sauber.
Am nächsten Morgen konnten wir nach dem Frühstück Gott sei Dank schnell unseren Motor reparieren. Nachdem die Zündspule festgeschraubt war, lief der Motor wieder einwandfrei und wir konnten schnell vor dem angesagten Dauerregen das endgültige Ziel unserer Rundreise, Oudega, erreichen. Den Abend verbrachten wir wieder zusammen mit den Segelfreundinnen und Freunden, die die Woche in Oudega geblieben waren und dort das große Gemeinschaftszelt aufgebaut hatten. Am nächsten Tag ging es für uns nach insgesamt 150 km Rundreise mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck zurück nach Hause – wir freuen uns schon aufs Wandersegeln im nächsten Jahr…
Mehr zum Thema: Wandersegeln
Fotos und Bericht von Karina Schäfer