Wandersegeln 2021 | Törnbericht

Abendstimmung beim Wandersegeln

Jedes Jahr im Sommer brechen einige Mitglieder des TV Vennikel zum Wandersegeln Richtung Friesland auf. Diesmal sollte die Fahrt direkt in Krefeld starten, genauer gesagt am Krefelder Yachthafen.

Aber würde es auch diesmal klappen?

Diverse Corona Beschränkungen ließen uns bis zum Schluss zittern aber dann stand fest, wir können fahren.
Frisch geimpft trafen wir uns mit drei Booten am 03.07.2021 um 8.30 Uhr zum Beladen der tags zuvor geslippten Boote. Diesmal mit dabei Thilo und seine Tochter Rosa aus Jülich als Gastsegler, die uns über die Homepage kennengelernt hatten. Ihr Boot hatten sie kurz vorher beim Nachbarverein SCCR am E-See gekauft. Anders als zwei Jahre zuvor, als wir ebenfalls auf dem Rhein gestartet waren, lachte diesmal die Sonne. Beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Törnbeginn. Es ist wirklich ein besonders tolles Erlebnis, die Dinge, die man so oft besucht oder nutzt (z.B. die „Rhineside Gallery“ oder unsere wunderschöne Uerdinger Rheinbrücke), einmal vom Wasser aus zu
sehen.

Bei einem Pegelstand (Ruhrort) von 5 Metern und einer Strömung von ca. 8 km/h ging es flott voran. Unser erster Stopp war im Yachthafen Wesel, wo wir uns eine Pause mit Kaffee und Apfelkuchen gegönnt haben. Ein Sprung in das schöne saubere Hafenbecken sorgte für die nötige Abkühlung, bevor es wieder weiter rheinabwärts ging. Erstes Übernachtungsziel war der Mahnesee in Rees. Diesen Tipp hatten wir noch kurz vor Abfahrt von einem Vereinsmitglied des Krefelder Yachthafens erhalten und er erwies sich wirklich als Gold wert.
Das Vereinsgelände am Mahnesee ist traumhaft schön gelegen und die unglaublich tolle Gastfreundschaft der Mitglieder ging sogar so weit, dass sie uns am nächsten Tag mit dem Motorboot hinterher gebraust sind, um uns vergessene Handtücher zu bringen. Am 2. Tag ging die Fahrt auf dem Rhein weiter. Leider hatte uns die Sonne verlassen und es wurde etwas unbeständig aber gut gelaunt ging es an Emmerich vorbei, über die holländische Grenze, ab in den Pannerden Kanal, von dem nach 10 km die Ijssel abzweigt. Rechtzeitig vor einem starken Gewitter hatten wir in unserem nächsten Zielhafen bei Rheden unsere Boote für die Nacht klariert und wir wetterten den Regen mit Fritjes und Co. in der „Cafeteria de Mars“ ab.

In der Schleuse

Am folgenden Tag fuhren wir auf der Ijssel weiter Richtung Norden. Gott sei Dank war das Wetter wieder besser und wir landeten am Abend in Deventer, wo wir im Hafenrestaurant fürstlich speisten mit Blick über den modernen Yachthafen auf die vorbeifahrenden Schiffe auf der Ijssel. Am nächsten Morgen frischte der Wind weiter auf: beim Sammeltreff in Wijhe waren es in Böen bis zu 64 km/h. Hinter Zwolle verließen wir die Ijssel und nach der ersten Schleuse fuhren wir den Fluss Zwarte Water entlang bis Hasselt und landeten in einem kleinen aber sehr idyllischen Yachthafen. Der Hafenmeister war auf die Schnelle nicht auffindbar, und da wieder Regen drohte, haben wir zunächst Zelte und Boote regenfertig gemacht und angefangen, das Abendessen zuzubereiten. Da wir dazu einen kleinen Pavillon aufgebaut hatten, sorgte das für etwas Unmut beim Hafenmeister, der sich zu Recht beschwerte, dass wir ihn noch nicht kontaktiert hatten. Ingo, unser Abteilungsvorsitzender, konnte ihn Gott sei Dank schnell beschwichtigen und es konnte trocken weiter gekocht werden. Am nächsten Morgen um kurz vor sieben hörten wir außerhalb des Zeltes Mähgeräusche, die immer lauter wurden. Schnell räumten wir alles zusammen und schafften es, das Zelt abzubauen, bevor der Aufsitzrasenmäher es sich „aus Versehen“ einverleiben konnte. War das die Rache des Hafenmeisters?

Platsch!

Früh starteten wir mit dem Ziel Echtenerbrug, wo wir noch auf zwei weitere Vereinsmitglieder treffen sollten, die in unsere Tour einsteigen wollten. Auf dem Weg dahin teilte sich unsere Flotte kurzzeitig mit der Route über Giethorn oder über die Beulakerwijde. Im malerischen Ort Kalenberg, der sich kilometerlang mit wunderschönen Häusern und Gärten am Kanal entlangzieht, sahen wir immer wieder brütende Störche. Kurz vor dem Tagesziel war eine bewegliche Brücke schon für den Abend geschlossen und wir wären nicht weiter gekommen. Daher entschlossen wir uns spontan, in dem kleinen aber feinen Hafen der Driewegsluis zu übernachten. Auch hier lockte das klare Wasser im Hafenbecken und sorgte für eine verdiente Abkühlung nach einem langen Tag.

Nervennahrung für Wandersegler – Perfekt in Szene gesetzt

Am nächsten Morgen sollte es früh um 8.00 Uhr und ohne Frühstück durch die Schleuse
gehen, um in Echtenerbrug endlich auf die anderen 4 Vereinsfreunde zu treffen. Leider
öffnete die Schleuse erst um 9.00, sodass wir erst eine Stunde später das gemeinsame
Frühstück zelebrieren konnten. Nach dem Frühstück ging es gemeinsam Richtung Terherne, durch das Tjeukemeer und später durch das Sneekermeer. Abends haben wir alle gemeinsam gekocht und gegessen, als plötzlich fast direkt neben uns ein Heißluftballon startete. Dieses Ereignis ließen wir uns natürlich nicht entgehen und schauten uns es in aller Ruhe an. Beim Frühstück am folgenden Tag tauchte der Hafenmeister mit einem Kamerateam auf, um ein Werbevideo über den Hafen zu drehen und fragte, ob wir etwas dagegen hätten, bei unserem „Freiluftfrühstück“ gefilmt zu werden.
Anschließend ging es zunächst über den Prinzess Margriet Kanal und den Johan Friso Kanal ins Heeger Meer. Bei einem super Wind ging es fast auf einem Schlag bis nach Stavoren, jeder auf seinem 1 Kurs. Nachdem unser Gastsegler Thilo hier beim Klarieren seines Bootes in voller Montur ins Hafenbecken gefallen war, war der Spruch: „Mach mir den Thilo“ als geflügelter Spruch geboren und angewandt, sobald jemand auf seinem Bootsdeck herum
balancierte.

Sail away…

Am Samstag haben wir uns nach einem gemütlichen Frühstück zu unserem finalen Ziel, Ottenhome Heeg, aufgemacht. Vor einem Zwischenstopp in Gaastmeer trafen wir dann auf zwei weitere Vereinsmitglieder, die für ein Wochenende angereist waren. In D‘ Ald Herberch genossen wir Kaffee mit Appelgebak. Danach ging es bei schwachem Wind Richtung Heeg.
Bevor wir dort unser letztes Lager aufschlugen, haben wir in De Oude Vishal zu Abend gegessen. Da die Bedienung unsere Bestellung vergessen hatte, wurde es nichts aus ihrem pünktlichen Feierabend um 20.00 Uhr und die Fritteuse wurde noch einmal mit zahlreichen Entschuldigungen angeheizt.
Nach einem gemütlichen letzten gemeinsamen Abend haben wir uns am Sonntag auf den
Rückweg nach Krefeld begeben und denken gerne zurück an diese schönen Tage.

Am Schluss gab Ingos Logbuch her, dass wir insgesamt 355 km gesegelt und gefahren sind. Dabei unterfuhren wir 42 Brücken, häufig verbunden mit Mastlegen oder Warten auf eine „Brückenöffnung“. 14-mal mussten wir an Fähren aufpassen, dass wir nicht in irgendwelchen Drahtseilen hängen blieben. Acht Schleusenpassagen mit Warten am Steiger, Einreihen beim Einfahren in die Schleusen sorgten immer wieder für Kurzweil und dafür, dass wir inzwischen auch dieses Manöver nahezu perfekt beherrschen.

Törnbericht von Karina Schaefer