„Ich segle auf dem Elfrather See in Vennikel.“ Häufig blickt man selbst im Umfeld von Moers auf erstaunte Gesichter, wenn man auf die Frage, wo man den segeln würde, antwortet. Dabei existiert dieser See als Segelrevier fast schon ein halbes Jahrhundert. Seit nicht ganz so langer Zeit gibt es im Turnverein Vennikel auch eine Wassersportabteilung. Am 25. November 1982 trafen sich eine Handvoll Interessenten in der Gaststätte Maus, um die Möglichkeiten zu besprechen, wie das vor der Haustüre liegende Gewässer für sportliche Zwecke im TVV genutzt werden könnte. Diese Gründungsversammlung setzte eine Absprache der Bürgermeister der Städte Moers und Krefeld im Rahmen der kommunalen Neuordnung um, nach der es einem Moerser Verein erlaubt werden sollte, auf dem Elfrather See Wassersport auszuüben.
Zunächst gab es innerhalb der Abteilung die Schwerpunkte Segeln, Surfen und Rudern, jeweils mit einem eigenen Sportwart. Als Abteilungsgelände wurde zunächst eine Wiese am Südufer gepachtet, allerdings ohne eigene Steganlage. Die Boote mussten über die Straße und den Parkplatz gezogen werden. Ein erster Umzug Ende der 80er Jahre an das damalige Nordufer brachte dann die ersehnte Lage am Wasser. Ein eigener Steg mit Slipanlage sorgte für deutlich mehr Bequemlichkeit und Wasserliegeplätze. Auf Fotos aus dieser Zeit sieht man, wie dieser Steg bei gutem Wetter als vollbesetzte Badeplattform genutzt wird. Taufen von neu angeschafften Booten waren stets ein gut besuchtes Ereignis der inzwischen auf 50 Mitglieder angewachsenen Abteilung.
Sportlich gesehen wurde es immer enger auf der Wasserfläche. Ein Ruderverein, ein Surf Club, ein Tauchverein, ein Modellbootverein und drei weitere Segelvereine teilten sich nicht nur die Wasserfläche, sondern müssen sich auch jedes Jahr aufs Neue absprechen, um ihre eigenen Regatten an den eigentlich viel zu wenigen Wochenenden zwischen Ostern und St. Martin durchzuführen.
Mit dem Durchbruch im Bereich der Vennikelstraße erreichte der See nicht nur seine endgültige Größe von rund 2,5 Kilometern, sondern die Wassersportler musste ein weiteres Mal umziehen. Das Projekt „Villa 2000“ bescherte uns nicht nur ein Vereinsheim, das zwar immer noch auf Krefelder Gebiet, aber deutlich näher am Hauptverein liegt. Auch wenn es wie ein Gerücht klingt, stimmt es tatsächlich, dass vor allen Dingen unser großer Raum und damit eigentlich das gesamte Haus um die maritime Theke herum geplant wurde. Eine alte Mahagoni-Jolle, ein Pirat, ist beim Betreten des Raumes Blickfang und beliebter und zentraler Aufenthaltsort. Erworben in Schwerin segelte die schöne Jolle zunächst noch zwei Jahre auf den Gewässern des Elfrather Sees, bevor die Säge angesetzt wurde und das Boot seinen endgültigen Liegeplatz gefunden hat.
Ausbildung stellte vom Anfang der Abteilung an einen wichtigen Aspekt der Abteilungstätigkeit dar. Waren es zunächst die Mitglieder der Abteilung, die für die Ausübung ihres Sportes den vorgeschriebenen Nachweis benötigten, konnten im Laufe der Jahre auch Übungsleiter gewonnen werden, die sich um die wichtige und schöne Aufgabe kümmern, Kindern und Jugendlichen unseren Sport nahezubringen. Eine beachtliche Flotte an Optimisten und anderen Jugendbooten unterstützt sie bei dieser Aufgabe.
Jährlich werden vier Regatten durchgeführt, wobei der „Sommer-Cup“ als zweiter Lauf der Krefelder Stadtmeisterschaften gewertet wird, an der alle Segelvereine teilnehmen. Strahlend bunter Abschluss der Segelsaison ist inzwischen das Laternensegeln am Wochenende vor St. Martin geworden, bei dem zahlreiche, mit Lichterketten und Lampions geschmückte Boote aus allen Vereinen über den See fahren, um sich zu Punsch und Bratwurst am Nachbarverein SCCR zu treffen.
Auch wenn der See noch so viele Möglichkeiten bietet, bleibt der durch den Baumbewuchs oft schwache Wind eines der größten Probleme. Kein Wunder, dass sich das Wandersegeln, bei dem es auf die friesischen Seen und Kanäle und manchmal auch auf das Ijsselmeer geht, seit über 30 Jahren großer Beliebtheit erfreut.
Bei all den Aktivitäten waren wir in der Wassersportabteilung fast wenig überrascht als wir feststellten, dass 2022 ein Jubiläumsjahr war. Man könnte an dieser Stelle zurückblicken, was die Abteilung in ihren 40 Jahren so alles gemacht hat. Viel wichtiger erscheint ist es an dieser Stelle auf die Menschen zu blicken, die in dieser Zeit mit ihren Ideen, Visionen und manchmal ungeahnten handwerklichen Fähigkeiten in ungezählten Arbeitsstunden die Abteilung zu dem gemacht haben, was sie heute ist und wo sich ihre rund 120 Mitglieder wohlfühlen. Sei es beim Segeln, Surfen, Paddeln, „SUPpen“ oder einfach nur beim Sitzen auf der Terrasse mit dem Ausblick Richtung Süden, auf die Krefelder Kirchtürme und bei gutem Wetter bis zum Fernsehturm in Düsseldorf.
Ingo Dortelmann
Der Beitrag wurde erstmal im TVV Journal 2023 als Rückblick auf das Jubiläumsjahr veröffentlicht.